Talk im Terminal – Thomas auf Flugreise durch sein Leben!

Besser hätte der Veranstaltungsort, die Skylight Lounge am Flughafen Hannover-Langenhagen nicht liegen können. Eingebettet zwischen dem Vorfeld mit reichlich Flugverkehr in Sicht- und Hörweite, sowie einer Showküche, direkt unter der Aussichtsterrasse des Airports. „AIRleben & AIRlesen“ heißt die Lesereihe, bei der man prominente Gäste mit ihren Büchern, sowie Geschichten rund um ihr Leben in diese exklusive Atmosphäre einlädt und am 12.04.2016 war Thomas Anders an der Reihe.

 

Frisch gebräunt von der kanarischen Sonne Gran Canarias flog Thomas in Hannover ein und freute sich auf ein entspanntes Gespräch.

Nach einem Getränk zur Begrüßung konnten die Gäste in der Skylight Lounge Platz nehmen und ihren Blick nochmal über das Vorfeld schweifen lassen. Starten, Laden, Rollen, Boarding, Pushback – alles konnte beobachtet werden, das Surren der Triebwerke in Hörweite. „Wunderschön, einfach mitten im Leben“, kommentierte Thomas die Location später.

Dann war es soweit, Moderator Benjamin Waßmann übernahm die Begrüßung der Gäste und tischte ein paar Statistiken zum Thema Modern Talking auf. „81 Länder Nummer 1, über 400 Gold- und Platinauszeichnungen“, den eingefleischten Fans natürlich längst geläufige Größen. Ja, unser Thomas ist nun mal ein Global Player. Man stimmte die Gäste mit einem Video zu „Brother Louie“ vom Koblenzer Fanday 2009 ein. Kaum waren die letzten Töne verklungen, kam Thomas mit entspanntem Lächeln und unter Beifall in den Saal. „Ich freue mich, dass ich hier sein darf“, sagte er und Moderator Waßmann stieg direkt mit der ersten Frage ein. „Herr Anders, fliegen sie eigentlich gerne?“ „Naja, je älter ich werde, desto weniger mag ich es eigentlich. Ich fliege ca. 400.000 km im Jahr, alleine 6 Mal in den letzten 5 Tagen“, erzählte Thomas. „Ich bin aber ein Freund der kurzen Wege, deswegen habe ich auch ein Haus auf Ibiza. 2,5 Stunden Flug sind absolut super.“ 

 

„Wie fing das eigentlich mit Ihnen an, Herr Anders? Gehen wir mal ganz weit zurück, noch vor die Zeit von Modern Talking.“ Thomas erzählte daraufhin, dass er mit 17 im Koblenzer Moseltanzpalast engagiert gewesen sei, bei dem 400DM Gage in Aussicht gestellt wurden. „Mit meinem Vater habe ich dann ausgemacht, 10% sofort zu bekommen. Er dachte, naja, so viele Aufritte werden das ja nicht sein. Es wurden über 300 und jetzt dürfen sie mal rechnen. In der Schule war ich danach der Prinz“, lachte Thomas. Anschließend erzählte er von seinen deutschsprachigen Singles, die allesamt kein Erfolg gewesen waren: „Mein erstes Lied war „Judy“, die Fotosession dazu fand im Frankfurter Palmengarten statt. Wirklich tolle Fotos“, fügte er ironisch lächelnd hinzu. 

 

„Wie kam es eigentlich zu ihrem Künstlernamen?“, wollte der Moderator wissen. „Mein bürgerlicher Name ist Bernd Weidung. Die Plattenfirma war der Meinung, das wäre zu kompliziert. Da kannten sie auch eine Christina Arguilera noch nicht. Ich bekam ellenlange Listen mit Namen, die allesamt schlecht waren. Der damalige Chef der Plattenfirma hieß „Anders“ mit Nachnamen. Man erhoffte sich schlicht mehr Budget durch diesen Schritt.“ Thomas erzählte von seiner bisher ersten und letzten Begegnung mit dem deutschen Schlagersänger Christian Anders, der leicht pikiert über den gleichen Nachnamen gewesen sein muss: „Ich war damals auf der Frankfurter Automobilmesse, um Judy zu promoten. Ich teilte mir eine Garderobe mit Christian Anders, ein böser Zufall. Als er rein kam sagte er nur etwas abfällig, „Da soll es irgend so einen Fritz Jürgens geben“, damit meinte er natürlich mich. Ich war noch nie auf den Mund gefallen und kommentierte trocken: „ Ja, aber der Fritz, der singt besser als der Udo.“ Das sorgte für einige Lacher beim Hannoveraner Publikum, während langsam die Sonne hinter dem Flughafentower verschwand. 

 

Thomas erzählte von zwei weiteren Begegnungen, die ihm im Kopf geblieben sind: „Bei Michael Schanze hatte ich meinen ersten Fernsehauftritt. Von 719 Bewerbern hatte man 13 Kandidaten für die Talentshow „Hätten Sie heut‘ Zeit für uns“ ausgewählt. Das war in Hof. Witzig ist, dass ich noch diesen Monat, am 30.04.16, wieder in Hof auftreten werde, bei „Willkommen bei Carmen Nebel“. Für mich seit 1979 der erste Besuch.“ Thomas erzählte weiter über die Begegnung mit dem deutschen Schlagersänger G.G. Anderson: „Bei einem Auftritt in Mayen, ganz in der Nähe von Koblenz, sollten wir einander vorgestellt werden. Ich stand in der Garderobe und ein Herr trat ein, der sich mir als Gerd Grabowski vorstellte. Wir plauderten locker, bis ich irgendwann fragte, wann denn nun endlich G.G. Anderson kommt.“ Das Publikum lachte, denn G.G. Anderson ist nichts anderes als der Künstlername von Gerd Grabowski. 

„Und dann kam es irgendwann zur ersten magischen Begegnung mit Dieter Bohlen, lassen Sie uns teilhaben“, erwiderte Moderator Benjamin Waßmann. „Dieter war damals Hausproduzent bei Intersong. Nach ein paar deutschen Liedern erzählte er mir von einer englischen Demo, das war „You’re my heart, you’re my soul“.  Ab da lief alles sehr ferngesteuert, von außen gelenkt, zumindest in den Anfängen. Deswegen habe ich auch größtes Mitgefühl für alle Castingteilnehmer, über die sich plötzlich dieser Medienrummel ergießt. Castings sind für mich einfach nur künstlich. Es geht nur noch darum Quote zu machen, das hat nichts mit dem ordentlichen Erlernen eines Berufes zu tun. Und wenn man sich so die heutigen Kandidaten anschaut, gleicht das mehr einer Resterampeverwertung“, schmunzelte Thomas. Auch für Andreas Kümmert, der letztes Jahr seine Teilnahme beim Eurovision Song Contest für Deutschland ausgeschlagen hatte, findet Thomas klare Worte: „Das zeugt auf der einen Seite von unglaublicher Stärke, auf der anderen Seite aber auch von unfassbarer Verzweiflung.“ 

„Gibt es in ihrem Leben eigentlich Phasen, wo sie über Wochen nichts zu tun haben?“, fragte Waßmann. „Nein, es mag wohl mal drei Wochen geben, in denen ich keine Shows gebe, aber ich habe trotzdem immer was zu tun. Meine Frau fragt dann immer schon: „Ach, läuft‘s nicht mehr?““, scherzte Thomas. „Wir brauchen aber auch unseren „VeggieDay“, an dem wir einfach nur auf der Couch rumlümmeln. Sonntags kaufe ich mir dann am Bahnhof in Koblenz gerne alles an Zeitungen und Magazinen, was sie da haben. Man will ja gut informiert sein“, so Thomas dazu. „Gibt es gute Freunde aus dem Business, die schon lange Zeit an ihrer Seite sind?“, frage der Moderator weiter. „Es gibt in meinem Leben drei richtig gute, enge Freunde und die komme alle nicht aus der Branche. Es gibt sehr viele gute Bekannte, aber was sind Freunde überhaupt? Das sind Menschen, bei denen man verzweifelt sein darf, Menschen, von denen man zuallererst einmal bedingungslose Treue erfährt. Eine Person aus dem Showgeschäft ist aber sicherlich Ralf Morgenstern, den wir erst kürzlich auf Gran Canaria getroffen haben. Auch wenn man mal längere Zeit nichts voneinander hört, so verliert man sich doch nie aus den Augen“, erzählte Thomas. 

Im Anschluss sprachen beide über Thomas‘ Autobiographie „100% Anders“. „Es gibt ja böse Zungen, die behaupten, das Buch wäre als Retourkutsche für Dieter Bohlen gedacht.

Sie verkaufen immer noch jährlich ca. 250.000 Einheiten mit der Musik von Modern Talking und haben auch deswegen noch Kontakt zueinander“, bemerkte Waßmann. „Wir haben rein wirtschaftlichen Kontakt, was das anbelangt. Das mit der Retourkutsche sehe ich gar nicht so. Für mich ist es ein Buch aus der Mitte meines Lebens“, stellte Thomas klar.

„Wie lange haben sie daran geschrieben?“, wollte der Moderator wissen. „Ungefähr ein Jahr, von Juli 2011 bis Juni 2012. Ich habe mir, wenn ich auf Ibiza war, immer nach dem Frühstück ca. 3 Stunden Zeit dafür genommen. Natürlich gab es auch Phasen in denen ich Schreibblockaden hatte. Aber der Verlag hat mir zeitliche und inhaltliche Unabhängigkeit zugesichert, so war das gar kein Problem.

 

Ich bin ein Mensch, der immer im Moment lebt, der immer nach seinen Empfindungen handelt und der auch Fehler macht.“ 

 

Durch viele Projekte aus der Vergangenheit wissen wir, dass Thomas schon einige Male als Moderator auf der Bühne gestanden hat. Doch wie war das eigentlich für ihn? Das wollte auch Moderator Benjamin Waßmann von Thomas wissen. „Ich habe höchsten Respekt vor diesem Beruf. Man hat ja immer einen vorgegeben Informationsgehalt in einer vorgegebenen Zeit zu transportieren. Das ist nicht so einfach, wie es klingt.  Ein großes Projekt diesbezüglich war die Moderation von „Best of Formel 1“. In der ersten Sendung ließ man mich meine Texte vom Teleprompter ablesen. Das war dem Regisseur aber viel zu steif. Danach haben wir es frei gemacht und es lief wunderbar.“ „Welches Format sollte Ihnen für eine Moderation angeboten werden?“, war die nächste Frage. „Also ich glaube eine Heizlüfter-ARD-Ratgebersendung wäre nichts für mich.  Wenn, dann sollte es schon etwas mit Musik oder Lifestyle zu tun haben. Es wird im Herbst 2017 ein Lifestyle-Kochbuch von mir geben, in dem ich die kulinarische Welt mit kleinen Anekdoten bereise“, erzählte Thomas. Auch ein internationaler Tischregelknigge soll mit enthalten sein. 

 

Im Anschluss erzählte Thomas von zu Hause, seiner Energie- und Inspirationsquelle, dem Haus in Koblenz. „Bei uns ist es immer wie im Fahrstuhl, es läuft Loungemusik oder Chillout, sehr zum Ärger meiner Frau. Selbst in den Büschen im Garten sind Boxen, damit, wenn ich rausgehe, schon die richtige Musik läuft. Zur Entspannung koche ich sehr gerne. Ich habe gerade das Sous vide Garen für mich entdeckt. Erst Vakuumgaren, dann kurz frittieren und sie bekommen den besten Fisch - innen saftig, außen knusprig. Sie merken, ich habe Hunger“, lachte Thomas. 

 

„Herr Anders, sie sind jetzt schon über 20 Jahre mit ihrer Frau Claudia zusammen, fernab von Skandalen. Was ist das Geheimnis ihrer Partnerschaft?“ „Neudeutsch würde man vielleicht sagen, wir sind spießig. Früher wurde noch repariert, heute wird weggeworfen, hat mal jemand zu mir gesagt und das stimmt. Meine Eltern feiern bald ihre Diamantene Hochzeit, also 60 Jahre. Das ist schon was Seltenes. Mit Claudia sind es immer nur kurzfristige Streitigkeiten. Dann denke ich mir, ach, sie hat gerade einen Knall, aber der geht auch wieder vorbei. Wir finden immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner und haben unglaublich viel Humor zusammen.“ Auch der gemeinsame Sohn Alexander war kurz Thema. „Er lebt in einem Internat, in dem er sich wirklich sehr wohl fühlt. Sonst hätten wir ihn auch schon wieder dort runter genommen. Am Anfang haben wir alle sehr gelitten, aber er macht eine tolle Entwicklung durch. Er ist auch handwerklich sehr begabt, was er definitiv nicht von mir hat“, so Thomas lachend. 

 

So langsam endete dann, nach fast einer Stunde Überlange, das lustige, sowie informative Gespräch. Thomas erzählte noch, wie wichtig der Fanday ist, um zu sehen, wie seine Fans so auf bestimmte Projekte reagieren. Außerdem schloss Thomas zum wiederholten Male ein Comeback von Modern Talking deutlich aus: „Wenn sie einen Teebeutel zum dritten Mal ins Wasser hängen, schmeckt Ihnen der Tee auch nicht mehr.“ Zu Jan Böhmermann fand Thomas ebenfalls klare Worte: „ Für mich ist das definitiv eine Beleidigung gewesen und keine Satire. Jeder hat das Recht sich gegen solche Äußerungen zu wehren. Trotzdem sollten die Deutschen da jetzt keine Staatsaffäre draus machen.“ 

 

Ganz am Ende gab es dann noch für die Fans zwei wichtige Daten mit auf den Weg, die sie sich unbedingt rot im Kalender anstreichen sollten. „Am 27.05.16 veröffentliche ich ein Tribute to Modern Talking Album und am 30.09.16 kommt dann mein erstes deutschsprachiges Album auf den Markt.“

 

Nach vielen Autogrammen, Selfies und Fotos entließen die Veranstalter und Thomas die Gäste mit einem zufriedenen Lächeln in die laue Frühlingsnacht.

 

 

Wir danken dem Organisationsteam des Flughafens Hannover für die entspannte und exklusive Veranstaltung, sowie natürlich Thomas für das informative Gespräch und die sehr amüsanten Anekdoten. Auf ein baldiges Wiedersehen und allzeit guten Flug.



Text: TAO/Andreas Unterberg    
Fotos: TAO/Yvette Graßmann + Astrid Nast